Flagge zeigen für einen starken Verband!

Rohrleitungsbauverband

Flagge zeigen für einen starken Verband!

Der Rohrleitungsbauverband e.V. bezieht Position

Der Rohrleitungsbauverband e. V. stellt sich seiner Verantwortung für den Erhalt des wertvollen Allgemeinguts „Leitungsgebundene Infrastruktur“, hat aber auch klare Erwartungen an Politik, Kommunen und Netzbetreiber. Denn die Herausforderungen, vor denen die Mitgliedunternehmen des rbv stehen, sind vielfältig: Investitionsstau, demografischer Wandel, Bürokratie in der Vergabepraxis, Europäisierung und Digitalisierung – um nur einige zu nennen. Wie der rbv mit seiner Verantwortung umgeht, welche Forderungen er hat und wie er sich angesichts wandelnder Märkte positioniert, dazu äußern sich Fritz Eckard Lang, Präsident des rbv, und dessen Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann im Interview.

Steht der deutsche Leitungsbau nicht manchmal ungerechterweise im Schatten und findet in Politik und Öffentlichkeit nicht die ihm zustehende Anerkennung, da vieles im „Verborgenen“ stattfindet?

Lang: Da ist etwas Wahres dran. Eine moderne Zivilisation kann ich mir offen gestanden ohne ein funktionierendes Ver- und Entsorgungsnetz nicht vorstellen. Deshalb zählt die Instandhaltung der leitungsgebundenen Infrastruktur meiner Überzeugung nach zu den großen Herausforderungen der Zukunft. Und mit ihrem Know-how tragen die Mitgliedsunternehmen des rbv dazu bei, dass die Arbeiten am Allgemeingut „unterirdische Infrastruktur“ fachgerecht und nachhaltig ausgeführt werden. Damit kommen wir nicht nur unserer Verantwortung nachfolgenden Generationen gegenüber nach – wir leisten auch unseren Beitrag zur Werterhaltung eines der größten Anlagevermögen. Hinzu kommt, dass unsere Mitgliedsunternehmen die Verantwortung für viele Tausend Arbeitsplätze tragen und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor hier zu Lande sind.

Wie ist es denn um die wirtschaftliche Situation der Leitungsbauunternehmen bestellt?

Lang: Nun, uns als ausführende Unternehmen wird die Arbeit nicht immer leicht gemacht. Wie soll bei der Ausführung der Arbeiten die eingeforderte Qualität sichergestellt werden, wenn bei der Auftragsvergabe vielfach das Dogma des niedrigsten Preises herrscht? Das kann und darf nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Die Allgemeinheit muss sich daher wieder darauf besinnen, dass Qualität durchaus ihren Preis hat.

Was heißt das konkret?

Hesselmann: Ganz einfach: Der seit Jahren anhaltende Investitionsstau muss aufgelöst werden! Das heißt, die Entscheidungsträger in den Kommunen und bei den Netzbetreibern sind aufgefordert, im Sinne der Nachhaltigkeit wieder mehr Mittel in den Erhalt der Netze zu investieren und die Erneuerungsraten deutlich zu erhöhen. Wenn nicht beizeiten investiert wird, kann uns dass später teuer zu stehen kommen. Und faire und auskömmliche Aufträge sind eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Leitungsbauunternehmen die Verantwortung für das wertvolle Allgemeingut auch weiterhin wahrnehmen können.

Unabhängig vom Investitionsstau hat sich der rbv wiederholt zum Thema Präqualifizierungsverfahren geäußert. Wie ist hier Ihre Haltung?

Lang: Die grundsätzliche Frage ist doch, warum überhaupt zusätzlich Hürden aufgebaut werden müssen, wenn mit der GW 301 ein etablierter, bewährter Qualitätsnachweis existiert. Immerhin ein Zertifikat, das europaweit seinesgleichen sucht und das es unserer Überzeugung nach Wert ist, mit Blick auf die Europäisierung erhalten zu bleiben. Hierfür werden wir als Verband uns mit aller Kraft einsetzen.

Kaum ein Thema wird in der Baubranche derzeit so kontrovers diskutiert wie die Digitalisierung. Würden Sie zustimmen, wenn man bezüglich des Leitungsbaus sagt, es gibt bereits Licht, aber auch noch viel Schatten.

Hesselmann: Durchaus, aber man muss sich immer wieder bewusst machen, dass die Digitalisierung eine Riesenaufgabe ist, die nicht mal soeben zu stemmen ist. Aber es stimmt natürlich, dass der Leitungsbau noch Aufholbedarf hat und nicht den Anschluss verlieren darf. Zumal die digitale Transformation für den Leitungsbau erhebliche Chancen birgt. Sie kann uns bei der Bewältigung von Rationalisierungsprozessen ebenso helfen wie bei Dokumentationspflichten und dem Qualitätsmanagement. Wenn es uns gelingt, die Herausforderungen zu bewältigen, kann die Digitalisierung tatsächlich der Hebel zu mehr Produktivität und Wertschöpfung und damit Wettbewerbsfähigkeit sein.

Lang: Außerdem hilft uns die Digitalisierung, den Rohrleitungsbau attraktiver für junge Menschen zu machen. Betriebe, die offen für die digitale Transformation sind, unterstreichen damit ihr modernes Image und können sich als potenzieller Arbeitsgeber positiv von Mitbewerbern abheben. Das macht sie interessanter für junge Menschen, die in einer digitalen Welt aufgewachsen sind und digitale Anwendungen auch am Arbeitsplatz selbstverständlich voraussetzen.

Ist in diesen bewegten Zeiten die Wahrnehmung richtig, dass der rbv verstärkt den Schulterschluss mit anderen Verbänden und Institutionen sucht?

Hesselmann: Ja, absolut. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Bewältigung der Herausforderungen leichter mit starken Partnern an der Seite gelingt. Wir arbeiten daher konsequent daran, unser Netzwerk weiter auszubauen und intensivieren bewusst den Dialog mit Partnerverbänden und Energieversorgern.

Können Sie uns Beispiele nennen?

Hesselmann: Selbstverständlich. Der rbv hat einen Kooperationsvertrag mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) unterzeichnet, der die traditionell enge Zusammenarbeit beider Verbände weiter stärkt. Künftig wird der fachliche Austausch durch klare Regelungen zur Zusammenarbeit in Gremien und Ausschüssen noch weiter verbessert. Darüber hinaus wollen wir die strategische Partnerschaft bei Veranstaltungen und Initiativen vertiefen.
Gemeinsam mit der Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB) setzt der rbv mit techno-politischer Lobbyarbeit den Hebel an, um die Investitionen in den Leitungsbau zu sichern und die Ausschreibungsmodalitäten zu verbessern. Dies geschieht beispielsweise durch die Fortführung der Gespräche mit der Thüga AG über die Vergabepraxis sowie in Form des „Runden Tisches“ zum Thema Leitungsbau mit dem BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.

Erstrecken sich die Kooperationen auch auf die Felder Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung. Angesichts des demografischen Wandels sind dies doch sicherlich wichtige Themen für den rbv.

Lang: Nicht nur wichtig, diese Themen sind für die Leitungsbauer von nahezu existenziellem Interesse. Daher haben wir auch zusammen mit Partnerverbänden bereits erfolgreich Initiativen gestartet, um Fachkräfte und Nachwuchs zu werben. Hier zählt zum Beispiel die gemeinsam von rbv und DVGW initiierten Veranstaltungen im Rahmen von Messeauftritten wie beispielsweise die Praxisvorführungen von Netzmonteuren auf der IFAT oder die bei der Gas- und wasserfachlichen Aussprachetagung (gat/wat) in Essen ausgetragenen Deutschen Meisterschaft der Gas- und Wasserversorgungstechnik.
Und ganz aktuell tragen wir zusammen mit dem DVGW auf der diesjährigen „Wasser Berlin International“ wieder die „Leitungsbau Challenge Berlin“ aus, mit der wir eine weitere Plattform für die Nachwuchsgewinnung in der Leitungsbaubranche geschaffen haben.

Hesselmann: Unseren Mitgliedern stellen wir zudem Informations-Materialien wie zum Beispiel den Flyer “Cool – Eine Ausbildung zum Rohrleitungsbauer“ zur Verfügung, mit dem sie Interessenten werben können. Außerdem hat der Ausschuss für Personalentwicklung, in dem Vertreter der rbv-Mitgliedsunternehmen eng mit Vertretern führender Verbände der Branche, Berufsbildungszentren und dem Berufsbildungsausschuss des HDB zusammenarbeiten, die aktualisierte Broschüre „Informationen und Hinweise für die Ausbildung Rohrleitungsbauer/-in“ auf der rbv-Website zum Download bereit gestellt.

Der rbv scheint insgesamt gut aufgestellt in bewegten Zeiten.

Lang: Das können wir mit Selbstbewusstsein sagen. Wir haben eine gesunde Mitgliederstruktur, engagierte Mitgliedsunternehmen, funktionierende Prozesse und ein hervorragendes Team. Damit sind wir bestens aufgestellt, so dass wir auch weiterhin deutlich Flagge zeigen und uns klar positionieren können und damit unserer Verantwortung als wirkungsvolles Sprachrohr unserer Mitgliedsunternehmen aus dem Leitungsbau gerecht werden.

Rohrleitungsbauverband e.V.

Der 1950 gegründete Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv) vertritt die Interessen der rund 600 ausführenden Unternehmen in der Leitungsbaubranche, die Mitglied im rbv sind. Der Verband hat den Zweck, Technik und Wissenschaft im Leitungsbau und bei Netzdienstleistungen der Wasser- und Abwasserwirtschaft, der Energieversorgung sowie der Telekommunikation zu fördern. Die Mitarbeit an den einschlägigen technischen Regelwerken, die Vertretung der technischen Belange gegenüber Behörden und anderen Institutionen sowie die Qualifizierung der Mitglieder durch Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter gehören zu den Arbeitsschwerpunkten des Verbandes. 2010 hat sich der rbv über die Medien Gas und Wasser hinaus den Bereichen Fernwärme, Kanal und Kabel geöffnet.