Wände direkt gegen den Verbau betoniert

thyssenkrupp Infrastructure

Wände direkt gegen den Verbau betoniert

Neues Regenüberlaufbecken an Chemnitzer Verkehrsknotenpunkt

Im Rahmen des Neubaus eines Kreisverkehrs am Chemnitzer Südbahnhof wurden sämtliche Medien wie Kanal, Strom, Gas, Trinkwasser, Beleuchtung und Kommunikation erneuert oder saniert und zusätzlich ein Regenüberlaufbauwerk im Bereich des vielbefahrenen Verkehrsknotenpunktes neu erstellt. Die Baumaßnahmen haben das Tiefbauamt Chemnitz, eins energie in sachsen GmbH & Co. KG und der Entsorgungsbetrieb der Stadt Chemnitz (ESC) gemeinsam beauftragt und koordiniert. Bei der Sicherung der Baugrube für die Erstellung des Regenüberlaufbauwerks setzte die mit der Ausführung beauftragte EUROVIA Verkehrsbau Union GmbH, Niederlassungen Dresden und Leipzig, auf einen Sondervorschlag, der die Verwendung des Linearverbausystems der thyssenkrupp Infrastructure vorsah. Und das mit Erfolg: Beim ortbetontauglichen, für viele Baumaßnahmen flexibel einsetzbaren Linearverbau bleibt der Boden außerhalb des Grabens weitgehend unberührt, Bebauung und Verkehrsfluss werden nicht beeinträchtigt. Technologische Eigenschaften wie diese trugen wesentlich dazu bei, dass das 16 Meter lange, 5,50 Meter breite und 5,20 Meter hohe Ortbetonbauwerk mit Überlaufschwelle trotz beengter Verhältnisse auf dem innerstädtischen Baufeld reibungslos und fristgerecht hergestellt werden konnte, wobei die Wände des Bauwerkes direkt gegen den Verbau betoniert wurden.

Begonnen haben die Bauarbeiten bereits im Juli 2016. Die Baukosten des Gesamtvorhabens betragen rund 2,2 Millionen Euro, davon machen Straßenbaumaßnahmen ca. 1 Million Euro aus, die im Rahmen der Förderung des kommunalen Straßen- und Brückenbaus vom Freistaat Sachsen zu 80 Prozent gefördert wurden. „Im Bereich Südbahnhof Chemnitz wurden verschiedene Straßenzüge, die in Zukunft in den neuen Kreisverkehr münden, grundhaft ausgebaut“, erläutert Michael Schnorr, NPR / Planung/Bau Abwasser in Vertretung der eins energie in sachsen GmbH & CO. KG. Gleichzeitig wurden die vorhandenen Kanäle saniert sowie Trinkwasserleitungen und Gasleitungen erneuert. „Darüber hinaus haben die Bauherren beschlossen, im Rahmen der umfangreichen Baumaßnahmen ein zusätzliches Regenüberlaufbauwerk in diesem Bereich zu erstellen, um bei Starkregenereignissen drohende Überschwemmungsszenarien auf ein Minimum zu beschränken“, so Schnorr weiter. Das neue Bauwerk wird nach seiner Inbetriebnahme für eine deutliche Entlastung sorgen. Im Normalbetrieb wird der in dem Regenüberlauf ankommende Zufluss durch die Kanalisation gedrosselt zur Kläranlage weitergeleitet. Bei erhöhtem Zufluss wird – je nach Pegelstand – das Wasser über eine Überlaufschwelle geführt und in den Vorfluter abgeleitet.

Sondervorschlag mit vielen Vorteilen

Bei der Herstellung des Regenüberlaufbauwerkes entschieden sich die Baupartner für einen Sondervorschlag des ausführenden Unternehmens EUROVIA. Aufgrund der räumlichen Verhältnisse vor Ort und insbesondere mit Blick auf die enge Bebauung im Baufeld wurde die Baugrube entgegen der ursprünglichen Variante nicht mit Spundwänden, sondern mit dem Linearverbausystem von Emunds+Staudinger gesichert. „Dadurch ergaben sich sowohl während des Ein- und Rückbaus der Module als auch bei der Arbeit in der Baugrube viele technische und wirtschaftliche Vorteile“, berichtet Gerd Hetmank, Bauleiter der EUROVIA Verkehrsbau Union GmbH, NL Dresden. Fünf Module des Verbausystems – bestehend aus inneren und äußeren Grundplatten und einer inneren Aufsatzplatte sowie 6,13 Meter langen Linearverbauträgern und den Laufwagen – wurden auf der Baustelle vorgehalten. Schon beim Ansetzen des ersten Verbaufeldes wurden die Vorteile des Linearverbausystems deutlich. Nach der Vormontage der Trägerpaare mit den Laufwagen und den erforderlichen Verbreiterungen wurde der Graben für eine Feldlänge bis in eine Tiefe von rund 1,50 Meter ausgehoben. Als nächster Arbeitsschritt erfolgte das Einstellen des ersten Trägerpaares. Daraufhin schwenkte der Bagger die äußeren Grundplatten nicht – wie bei anderen Systemen üblich – von oben, sondern seitlich, kurz über Geländeniveau, in die Träger ein. Ermöglicht wird diese Vorgehensweise durch die großen offenen Führungsprofile der Linearverbauträger. Sobald die Platten rechtwinklig zum Laufwagen und parallel zueinander ausgerichtet sind, kann das zweite Trägerpaar problemlos von oben in die Plattenenden eingeschoben werden.

Reibungskräfte reduziert

„Nach dem Einbau wurden Träger und Verbauplatten mit einer Trennschicht aus Styropor versehen“, so Bauleiter Hetmank. „Diese Vorgehensweise ist nötig, um die direkte Verbindung zwischen Beton und Stahlverbauelementen zu verhindern und um die Reibungskräfte beim Ziehen von Platten und Trägern zu reduzieren.“ In einem nächsten Arbeitsschritt wurde dann die Sohle des Regenüberlaufbeckens betoniert. Nach dem Erreichen der Mindestfestigkeit des ausgehärteten Betons konnte mit dem Bagger die Position der Laufwagen entsprechend den statischen Vorgaben des Herstellers verändert werden. Auf diese Weise entstand der nötige Arbeitsraum, um die Innenschalung für die Betonage der Wände des Regenüberlaufbeckens herzustellen. Nachdem die Decke erstellt worden war, konnte der Bagger mit dem Rückbau beginnen. „Die vorab aufgebrachten Styroporplatten haben das Ziehen der Verbauelemente wesentlich erleichtert“, erkärt Dipl.-Ing. Fritjof Heiland, Fachberater thyssenkrupp Infrastructure. Das Material verringerte die Reibungskräfte, außerdem wurde der frische Beton geschont. Trotzdem sind bei solchen Bauabläufen alle Teile des Verbausystems hohen Krafteinwirkungen ausgesetzt. Das trifft besonders auf die Träger zu. „Der Verdreheffekt der Schienen um die Hochachse ist aufgrund der breiten Auflage des Rahmenwagens aufgehoben“, so Heiland. „Negative Klemmwirkungen zwischen Platten und Schiene machten sich deshalb nicht bemerkbar.“ Möglich wird das durch die perfekt aufeinander abgestimmten Bauteile des Verbausystems. In senkrecht eingebauten Schienen werden innere und äußere Verbauplatten so gehalten, dass sie aneinander vorbeigleiten können. Da die Rückbaukräfte weitaus geringer sind als bei den meisten anderen Verbausystemen, erhöht sich die Gesamtwirtschaftlichkeit des Systems. Biegesteife, entsprechend der fortschreitenden Bautiefe höhenverstellbare Laufwagen halten Träger und Verbauplatten auf stets gleichem Abstand; die Grabenbreite bleibt in jeder Bauphase gleich. Das sorgt für effektiveres, schnelleres, qualitativ besseres und spürbar wirtschaftlicheres Arbeiten.

Pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres konnte der neue Kreisverkehr am Südbahnhof für den Verkehr freigegeben werden. Abschließend werden noch Restarbeiten an den Gehwegen erfolgen. Außerdem werden im Herbst Bäume in den Randbereichen gepflanzt.