Zukunftsimpulse für eine nachhaltige Versorgungssicherheit

Rohrleitungsbauverband

Zukunftsimpulse für eine nachhaltige Versorgungssicherheit

4. Kölner Netzmeistertage

„Die Kölner Netzmeistertage – hierüber herrscht längst Einstimmigkeit in der Branche – bieten für Rohrnetzmeister und Netzmeister aus den Bereichen Gas, Wasser und Fernwärme eine einzigartige Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch auf fachlich höchstem Niveau“, so Dipl.-Ing. Mario Jahn, Geschäftsführer der rbv GmbH, zum Auftakt der Veranstaltung. Das gelungene Konzept einer auf zwei Tage verteilten, ausgewogenen Mischung aus aktuellen Fach- und Industrievorträgen stieß auch in diesem Jahr am 10. und 11. März 2020 bei den in Köln anwesenden rund 120 Netzmeistern wieder auf höchsten Zuspruch.

Dass man sich bereits in Zeiten geringster Ansteckungsgefährdung durch das Coronavirus (SARS-CoV-2) auch herzlich mit dem Ellenbogen oder gar mit dem Fuß begrüßen kann, demonstrierten Jahn und der mit der fachlichen Leitung des ersten Veranstaltungstages betraute Dipl.-Ing. Helge Fuchs, Referent bei der rbv GmbH, eingangs ganz praktisch auf der Bühne. Der aktuellen Gefährdungssituation hatte der rbv verantwortungsvoll Rechnung getragen und die anwesenden Teilnehmer aus Leitungsbau- und Versorgungsunternehmen sowie die Referenten und die am zweiten Veranstaltungstag anwesenden Aussteller zu einer „no-handshake-policy“ aufgerufen. Dem fachlichen, im wahrsten Wortsinn etwas distanzierteren Expertenaustausch tat dies jedoch keinerlei Abbruch.

Aktuelle Anforderungen aufgreifen

„Kennen Sie schon die neuen Berufsbezeichnungen ´Geprüfter Berufsspezialist´, ´Bachelor Professional´ oder ´Master Professional´?“ Bezugnehmend auf das zum 1. Januar 2020 in Kraft getretene neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) wandte sich Jahn mit der Frage an die Teilnehmer, ob diese sich bereits mit den neuen Perspektiven der beruflichen Fortbildung vertraut gemacht hätten. Denn für die qualitativ hochwertig ausgebildeten Netzmeister werde die Gesetzesnovellierung unter Umständen zur Folge haben, dass eine der neuen Berufsbezeichnungen demnächst zusätzlicher Bestandteil ihres Netzmeistertitels sei. Hierbei handele es sich um ein positives Signal in Richtung einer Aufwertung der beruflichen Fortbildung und damit auch der Netzmeisterausbildung. „Die Gesetzesnovellierung eröffnet uns die Möglichkeit, die berufliche Bildung verstärkt in den Vordergrund zu rücken und diese gegenüber der rein akademischen Bildung aufzuwerten. Eine eindimensionale Fokussierung hin auf eine akademische Karriere wird dann nicht mehr notwendig sein“, so Jahns Überzeugung. Und Jahn betonte noch einen weiteren Aspekt einer zukunftssichernden Weiterentwicklung der Netzmeisterausbildung. Um kontinuierlich den umfangreichen und technisch komplizierten Bauaufgaben in der Gas-, Wasser, und Fernwärmeverteilung zuverlässig gerecht zu werden, sei es langfristig notwendig, die Struktur und Inhalte der Netzmeisterausbildung zu analysieren und zu modernisieren. „Nicht zuletzt aufgrund einer zunehmenden Digitalisierung unserer Branche befinden wir uns mit den Sozialpartnern im konstruktiven Austausch über ein Neuordnungsverfahren des bereits seit dem Jahr 2005 im Rahmen der Ausbildungsordnung gültigen Ausbildungsrahmenplans. Hier stehen in den nächsten rund anderthalb Jahren wichtige Weichenstellungen an“, so Jahn.

Fachlicher Input auf höchstem Niveau

Auch in diesem Jahr machten die Kölner Netzmeistertage ihrem Ruf als exzellente Informations- und Wissens-Plattform, in der die Leitungsbau-Community spartenübergreifend netzwerken, benchmarken und mit der Industrie in Kontakt treten kann, alle Ehre. Und so bildete eine Reihe hoch informativer Fachvorträge rund um Trends und Zukunftsimpulse für die Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung den inhaltlichen Rahmen des ersten Veranstaltungstages. Mit der „Wirklich wahren Wahrheit über die digitale Transformation“ erteilte der Digitalisierungsexperte Ömer Atiker gleich zum Auftakt der Veranstaltung eine höchst amüsant vorgetragene Einweisung darüber, welchen Effekt die Digitalisierung auf unser berufliches Handeln nehme und wie es gelingen könne, Unternehmen mit digitalen Mitteln weiter zu entwickeln, besser zu machen und damit Mehrwert zu generieren. „Das war Infotainment auf höchstem Niveau“, so die hoch zufriedene Resonanz der Teilnehmer auf die Auftakt-Keynote der Veranstaltung. Nicht weniger informativ ging es mit den nachfolgenden Fachvorträgen weiter. Das auf die beruflichen Informationsanforderungen der anwesenden Netzmeister zugeschnittene Themenspektrum war wie schon in den Jahren zuvor breit gefächert. Es reichte von der „Digitalen Radiografie von Schweißnähten“ über die ökologischen und ökonomischen Implikationen einer „Verdichtung von Versorgungsnetzen – Gas vs. Fernwärme“ bis hin zu den „Praktischen Erfahrungen mit der Inbetriebnahme von Anlagen (TRGI/TRWI)“. Einen Überblick über die wichtigsten Vorschriften bezüglich der Planung von Baustellen im Grenzbereich zum Straßenverkehr bot der Vortrag „ASR A5.2 und RSA 95 – Welche Vorschrift hat Vorrang?“. Darüber hinaus wurde mit „Wasserstoff als Energieträger der Zukunft“ ein echtes energiepolitisches Megathema aufgegriffen, in dem Politiker und Fachleute derzeit gleichermaßen einen Schlüssel für eine grüne Energiepolitik der Zukunft sehen. Last but not least gab der Vortag „Notfall- und Krisenmanagement für Stadtwerke, Netzbetreiber und ausführende Unternehmen“ nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen rund um Covid-19 einen sehr interessanten Überblick über zielgerichtete Maßnahmenpakete, um in Ausnahmesituationen die Versorgungssicherheit hierzulande zu gewährleisten. „Ich glaube, es ist uns auch in diesem Jahr wieder gelungen, auf Basis eines mit hochkarätigen Referenten besetzten Vortragsprogramms für unsere Netzmeister viele für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Versorgungssicherheit relevanten Aspekte zusammenzustellen“, so Kurt Rhode, bei der Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) zuständig für die Aus- und Fortbildung der Netzmeister und Organisator der Netzmeistertage. „Dabei kamen am ersten Tag Themen zum Tragen, die einerseits praxisrelevant sind, gleichzeitig aber auch wichtige Zukunftstrends des Leitungsbaus gezielt unter die Lupe nehmen“, so Rhode weiter. Der bereits bestens bewährten Tradition des Veranstaltungsformats folgend, bildete ein gemeinsamer Netzwerk-Abend den mehr als gelungenen Abschluss des erfolgreichen ersten Informationstages.

Anfassen und Begreifen

Ein wesentlicher Baustein des zweiten Veranstaltungstages war die mit 20 Ausstellern besetzte begleitende Fachausstellung. Diese und die in zwei Sektionen unterteilten Industrievorträge bildeten einen breiten Querschnitt des beruflichen Alltags von Netzmeistern ab. Ob „Digitale Erfassung von Baustellendaten“ „Feuchte-Früherkennung in Nah- und Fernwärmenetzen“, „Korrosionsschutz“ „effiziente Netzsteuerung“ und vieles mehr: mit einer gelungenen Verzahnung von theoretischen Ausführungen und der praktischen Vorstellung innovativer Produkt- und Systemlösungen im angrenzenden Ausstellungsbereich konnten die anwesenden Netzmeister viele wertvolle Details für ihr professionelles Handeln „anfassen und begreifen“, aufnehmen und mitnehmen. Die einzelnen Vorträge der jeweiligen Sektionen waren dabei immer – je nach Interessenschwerpunkten – noch am Veranstaltungstag frei wählbar.

Ein Format mit Zukunft

Netzmeister sehen sich derzeit mit vielen sehr unterschiedlichen Anforderungen konfrontiert. Sie stehen in der beruflichen Pflicht stets Schritt zu halten mit einer rasanten Weiterentwicklung vieler technischer Verfahren und dabei einen offenen Blick zu wahren für neue Technologiepfade rund um eine zunehmende Erweiterung, Digitalisierung und Automatisierung ihrer Arbeitsbereiche. Wenn es also darum geht, in den jeweiligen Sparten Versorgungssicherheit auf technisch höchstem Niveau herzustellen, repräsentieren sie die fachlich hochkarätige Expertise einer für die gesellschaftliche Grundversorgung systemrelevanten Branche. Das macht die Kölner Netzmeistertage zu einem Pflichttermin, bei dem Methoden- und Produktwissen auf den Punkt gebracht wird. Nicht verwunderlich also, dass das Fazit der in Köln anwesenden Netzmeister durch die Bank positiv ausfiel. Die Veranstaltung biete viele Gelegenheiten zum konstruktiven Meinungsaustausch und sei eine hervorragende Kontaktbörse, um mit der Industrie und mit anderen Netzmeistern in Kontakt zu treten und viel Informations-Input zu erlangen. Den 16. und 17. März 2021 – den Termin der kommenden Kölner Netzmeistertage – haben bereits alle im Kalender notiert.