„Erfolg muss vorbereitet werden“

Güteschutz Kanalbau

„Erfolg muss vorbereitet werden“

13. September 2022

„Erfolg muss vorbereitet werden“

Qualifikation bei Ausschreibung und Bauüberwachung

Die Qualitätssicherung von Kanalbaumaßnahmen hat einen besonderen Stellenwert, denn Entwässerungssysteme sind Einrichtungen mit hohen Investitionskosten und langen Nutzungsdauern, die der Daseinsvorsorge und dem Schutz der Umwelt dienen. Neben der Ausführung der Maßnahmen tragen die zugehörigen Ingenieurleistungen wie Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung maßgeblich zum Ergebnis bei. Deshalb liegt es im Interesse aller Beteiligten, auch für diese Phasen des Projektes geeignete Rahmenbedingungen an die Qualifikation der Verantwortlichen zu definieren. Ingenieurbüros und Auftraggeber selbst können beispielsweise im Bereich Ausschreibung (A) und Bauüberwachung (B) über ein Gütezeichen Kanalbau die notwendige Erfahrung und Qualifikation getrennt für den offenen Kanalbau (Gruppe ABAK), für den grabenlosen Einbau (Gruppe ABV) und für die grabenlose Sanierung (Gruppe ABS) belegen.

Zum Stellenwert von Qualität und Qualifikation sowie zur Bedeutung der Gütesicherung Kanalbau äußert sich Frank Diederich, Geschäftsführer D.S.L. Ingenieure GmbH, Ingenieurbüro für Abwasser- und Umwelttechnik, Lotte, im Interview. Seit 2015 führt das Büro die Gütezeichen ABAK und ABS. „Qualität lohnt sich, aber Qualität muss definiert werden und: Qualität muss man sich leisten dürfen“, so der beratende Ingenieur und Zertifizierte Kanalsanierungsberater.

Herr Diederich, Sie haben die D.S.L. Ingenieure GmbH 2004 gegründet, welche Marktbereiche bedienen Sie mit Ihren Mitarbeitern?

Diederich: Wir sind ein Team von 13 Fachleuten und in den Bereichen Kanalsanierung, Siedlungswasserwirtschaft sowie dem Verkehrs- und Straßenbau tätig. In der Kanalsanierung sehen wir die ganzheitliche Betrachtung als übergeordnete Aufgabe. Eine optimale Verfahrensauswahl ermöglicht in Verbindung mit einer engagierten Umsetzung eine lange Nutzungsdauer des Kanals. Zu den Schwerpunkten unserer Arbeit gehören Konzepterstellung, Planung und Bauleitung. Darüber hinaus bauen wir für unsere Kunden Kanaldatenbanken auf und pflegen diese, wobei wir möglichst langfristige Inspektionszyklen begleiten und mit dem Auftraggeber strategische Planungsziele erarbeiten. Auf dieser Basis können wirtschaftliche Bauabläufe optimal geplant und Projekte so umgesetzt werden, dass die Ansprüche aller Projektbeteiligten im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Qualität erfüllt werden.

Wann und wie kam es zur Beschäftigung mit dem Thema Gütesicherung Kanalbau und wie haben Sie die Entwicklung der Gütegemeinschaft erlebt?

Diederich: Mit dem Thema Gütesicherung habe ich mich seit der Gründung des Ingenieurbüros auseinandergesetzt, zudem die Entwicklung der Organisation Güteschutz Kanalbau verfolgt. Stetig steigende Mitgliederzahlen belegen die breite Akzeptanz des Systems. Positiv finde ich auch den Aspekt, dass die Gütegemeinschaft nicht nur Gütezeichen verleiht, sondern sich als Partner im Aufbau und bei der Aufrechterhaltung von Qualifikation im Kanalbau versteht – und das für ausführende Unternehmen ebenso wie für Auftraggeber und Ingenieurbüros.

Welchen Stellenwert hat für Sie das Thema Qualifikation?

Diederich: Das Thema Qualifikation ist das Thema, dass unseren Alltag entscheidend bestimmt. Nur mit entsprechender Qualifikation lassen sich die geforderten Planungsleistungen erfüllen, gleichzeitig sichert sie die Zukunft des Ingenieurbüros. Deshalb begreifen wir Qualifikation und Weiterbildung als entscheidende Bausteine und ewiges Lernen ist in der DNA des Büros verankert.

Insofern war es konsequent, Gütezeichen zu beantragen?

Diederich: Unter den eben genannten Gesichtspunkten war das schlüssig. Seit 2015 führen wir Gütezeichen der Beurteilungsgruppen ABAK und ABS. Damit verfügen wir nicht nur über Bestätigungen und Referenzen, die belegen, was wir können, sondern über wichtige Instrumente für unsere Arbeit. Mit den für die Erlangung des Gütezeichens nötigen Belege über entsprechende Tätigkeiten weisen wir die besonderen Erfahrungen der Organisation bzw. des eingesetzten Personals nach. Die regelmäßige Prüfung, welche Prüfingenieur Achim Böhne im Auftrag des Güteausschusses der Gütegemeinschaft Kanalbau durchführt, bietet zudem die Sicherheit, dass wir alle Anforderungen erfüllen – ein wichtiger Aspekt, sowohl in der internen Wahrnehmung als auch in der Beurteilung durch Auftraggeber. Darüber hinaus können wir das umfangreiche Weiterbildungsangebot der Gütegemeinschaft nutzen und gezielt die Qualifikation unserer Mitarbeiter fördern.

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Erlangung der Gütezeichen gemacht?

Diederich: Ehrlich gesagt hat uns der mögliche Aufwand und die zusätzliche Arbeit anfänglich etwas abgeschreckt. Aber die Fragen, die da gestellt werden, sind ja berechtigt. Das Prozedere trägt dazu bei, dass man eine gewisse Nachdenklichkeit bei der Bearbeitung entwickelt. Das hat dazu geführt, dass wir uns intensiv mit uns beschäftigt und interne Abläufe analysiert haben. In diesem Sinne war die scheinbar große Anstrengung zur Qualität im ersten Moment aufwändig, aber es hat sich am Ende für uns gelohnt. Wir haben eine Basis geschaffen, die Prozesse verschlankt und bei der Projektabwicklung für schnelles und zielorientiertes Arbeiten sorgt.

Welche Vorteile sehen Sie vor dem Hintergrund der Zertifizierung?

Diederich: Vorteile ergeben sich natürlich bei der Nachfrage von Auftraggeberseite nach entsprechenden Qualifikationen. In diesem Fall haben wir mit dem Gütezeichen alle erforderlichen Nachweise in Bezug auf Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zur Hand. Darüber hinaus profitieren wir von den Angeboten für Mitglieder. Hierzu gehört das umfangreiche Angebot an Schulungen und Erfahrungsaustauschen, ebenso wie der Zugriff auf das spezifische Regelwerk. Auch die Anwendung der Leitfäden und Arbeitshilfen trägt zur Qualitätssicherung im Unternehmen und zur Qualitätssicherung in der Umsetzung auf der Baustelle bei. Zudem liegt alles in einer Hand und ist schnell abrufbar: Hat der Auftraggeber Fragen zum Unternehmen und zur Qualifikation, kann er sich auch an den Güteschutz Kanalbau wenden und die gewünschten Informationen abrufen.

Ihr Ingenieurbüro scheint gut gerüstet zu sein – wird das vom Markt honoriert?

Diederich: Qualität ist die Grundlage für den Erfolg einer Baumaßnahme. Das gilt von der Planung über die Ausschreibung und Vergabe bis hin zur Ausführung. Die Projektbeteiligten bilden ein Team, welches für die qualifizierte Lösung gemeinsam an einem Strang zieht. Hier ist entscheidend, dass auch der Auftraggeber das gleiche Ziel verfolgt. Wir geben dem Baupartner die Qualität, die er braucht. Und wenn er das nicht selbst erbringen kann, stellen wir sie ihm zur Verfügung und achten auf der Baustelle darauf, dass die Firmen das entsprechend umsetzen. Das wird zunehmend genutzt und auch honoriert. Qualität wird bezahlt und wenn ein Projektpartner die für die erforderliche Qualität benötigte Vergütung bekommt, kann der diese auch bereitstellen. Aber Qualität fordern muss man sich auch leisten können. Gefragt sind deshalb Entscheidungsträger, die sowohl das Verständnis für eine nachhaltige Bauausführung aufbringen als auch über nötigen Spielraum bei der Ausschreibung verfügen. Immerhin tragen sie die Verantwortung für einen zentralen Bereich der Infrastruktur und tragen dazu bei, diese zukunftssicher zu machen.

Wir verstehen uns weiterhin als der verlängerte Arm des Auftraggebers, dessen Anforderungen auf der Baustelle umzusetzen sind. Das wir in der Lage sind, diese Leistung verantwortungsbewusst und auf einem hohen Qualitätsstandard abzuliefern, belegen unter anderem die interessanten Projekte. Wobei ich an dieser Stelle auch einmal die Arbeit der Prüfingenieure auf den Baustellen zur Sicherung der Bauqualität und Arbeitssicherheit hervorheben möchte.

Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten?

Diederich: Wir wollen die Qualität nach vorne bringen, deshalb gibt es billig bei uns nicht. Zur Firmenphilosophie zählt ebenfalls, dass wir möglichst über den Tellerrand hinausschauen und mehr machen, als nur eine Sanierung durchzuführen. Wir suchen nicht eine schnelle Lösung, sondern setzen uns mit der Frage auseinander, welche Konsequenzen eine Baumaßnahme hat. Während früher punktuell und haltungsweise saniert wurde, rückt heute der ganze Leitungsstrang bzw. das Netz in den Fokus. Zuerst unterhalten wir uns im Rahmen einer Art „Anamnese“ mit dem Auftraggeber über seine Vorstellungen und Pläne, hierfür suchen wir dann das optimale Verfahren aus. Schließt sich der Projektpartner dieser Sichtweise an, ergeben sich – so unsere Erfahrung – durchaus Vorteile für beide Seiten.

Herr Diederich, vielen Dank für das Interview.

 

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau
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