Zwei Schwergewichte für Bremen

Aarsleff Rohrsanierung GmbH

Zwei Schwergewichte für Bremen

27. Juli 2020

Zwei Schwergewichte für Bremen

Erfolgreiche Großprofilsanierung mit Schlauchlinern und GFK-Rohren

Die Findorffstraße ist für den Bremer Stadtteil Findorff eine wichtige Verkehrsachse. Neben der für Großveranstaltungen genutzten Bürgerweide liegen dort auch die Messehallen der MESSE BREMEN. So rollt zusätzlich zum Personen- auch regelmäßig Schwerlastverkehr über den Asphalt. Ein Umstand, der bei der anstehenden Kanalsanierung des Mischwassersammlers eine genaue Planung des Sanierungsverfahrens erforderte. Nach einer erweiterten Zustandserfassung des Kanals mit Maulprofilquerschnitt 2550/1800 durch das Ingenieurbüro S & P Consult GmbH, Bochum, entschied sich die hanseWasser Bremen GmbH als Auftraggeber im Rahmen der eigens durchgeführten Sanierungsplanungen für eine Renovierung in geschlossener Bauweise. Dabei kamen in zwei Abschnitten mit insgesamt 270 m Länge Synthesefaserliner zum Einsatz, während ein ungefähr gleichlanger Bereich aufgrund der statischen Begebenheiten mit GFK-Rohren ausgekleidet wurde. Die Ausführung der gesamten Sanierungsmaßnahme übernahm die Aarsleff Rohrsanierung GmbH, die als Spezialistin für die Herstellung und den Einbau von Linern in diesen Größendimensionen die Maßnahme termingerecht und zur größten Zufriedenheit der hanseWasser Bremen GmbH erfolgreich umgesetzt hat.

Neuer Kanal zur Vorflutsicherung

Die Sanierung des Mischwasserkanals ist Teil des neuen Entwässerungskonzeptes für die Findorffstraße. Der 1913 gebaute Sammler stieß aktuell gerade bei Starkregenereignissen hydraulisch an seine Kapazitätsgrenzen. Daher gingen die Überlegungen der hanseWasser in Richtung eines zusätzlichen zweiten, rund 580 m langen Mischwasserkanals. Dieser wurde von 2018 bis 2019 in offener Bauweise parallel zum bestehenden Kanal erstellt. Ein Pluspunkt: Da mit Beginn der Sanierungsarbeiten das neue Leitungsbauwerk bereits fertig gestellt war, konnten der Trockenwetterabfluss und leichte Regenfälle bereits durch den neuen Kanal umgeleitet werden. Eine aufwendig temporäre Vorflutsicherung konnte damit entfallen. Seit Abschluss aller Arbeiten im März 2020 leiten nun beide Kanäle das anfallende Mischwasser ab und werden bei Starkregen als Rückstauvolumen genutzt. Neben der Renovierung des alten Mischwassersammlers mit zwei Synthesefaserlinern und GFK-Rohren, sanierte Aarsleff auch rund 70 Anschlüsse direkt aus dem Kanal heraus – ebenfalls im Schlauchlining-Verfahren.

Kombination von Schlauchlinern und GFK-Rohren

Bei dem Mischwassersammler in der Findorffstraße handelt es sich um einen gemauerten Kanal mit Betonsohle, der teilweise in den 1960er Jahren nachträglich mit Beton ummantelt worden war. Dieser wies im Schnitt nur eine geringe Überdeckung von 80 cm auf. Eine Begehung des Sammlers im Rahmen der Zustandserfassung hatte im Scheitelbereich einen Längsriss und weitere verschiedene Undichtigkeiten aufgezeigt. „In einem Abschnitt war es aufgrund des Risses mit bis zu vier Zentimeter Breite bereits zu einer Absackung des Kanals von gut 14 cm gekommen“, erläutert Dipl.-Ing. Frank Blanke, zuständiger Projektleiter Ingenieurdienste Netz bei der hanseWasser Bremen GmbH, den Sanierungsbedarf. In diesem Bereich mit Altrohr-Zustand III sei dann auch die Sanierung mit einem Schlauchliner in dieser Größendimension aus statischer Sicht nicht mehr möglich gewesen, so Blanke weiter. Niederlassungsleiter B. Sc. Norman Bonnemann, der zusammen mit dem Bauleiter M. Eng. Jonas Hasselmann die Sanierungsmaßnahme seitens Aarsleff GmbH, Niederlassung Hamburg, begleitete, ergänzt: „Die statisch benötigte Wanddicke des Liners wäre zu groß gewesen und damit wäre es technisch nicht mehr möglich gewesen, den Liner in den Sammler zu inversieren.“ Daher seien hier auf einer Länge von 270 m GFK-Rohre mit einer Höhe von 1330 mm und einer Breite von 2250 mm sowie einer statischen Wanddicke von 68 mm in den Kanal eingefahren und installiert worden. Hasselmann: „Die Geometrie der Rohre musste gegenüber dem ursprünglichen Maulprofil des Altkanals ein wenig gestaucht werden, da dieser wegen der Absackung Unterbögen aufwies. Insgesamt verbauten wir auf diesem Teilstück 100 Rohre.“ Die Besonderheit bei der Sanierungsmaßnahme lag aber zweifelsohne in den beiden Synthesefaserlinern, die mit 126 bzw. 144 Meter Länge und einem Transportgewicht von 140 und 150 Tonnen für die hanseWasser eine Premiere darstellten. In dieser Dimension war zuvor noch kein Schlauchliner in der Hansestadt eingebaut worden. Von Aarsleff in eigener Produktion hergestellt und imprägniert, wurden die beiden Schwergewichte auf die Baustelle transportiert und dort direkt vom Schwertransporter aus über eine Inversionsanlage in den Kanal eingebracht. „Eine weitere Herausforderung bestand in den beengten Verhältnissen, da eine Sperrung der Straße auch in den Nachtstunden von der Verkehrsbehörde nicht genehmigt wurde. Es musste während der gesamten Sanierungszeit immer eine Fahrspur stadtauswärts aufrechterhalten werden“, so Blanke.

In drei Bauabschnitten zum Ziel

Die gesamte Sanierungsstrecke wurde im Rahmen der Planung in drei Bauabschnitte aufgeteilt: Begonnen wurde im Juni 2019 zwischen den Kreuzungsbereichen Plantage und Admiralsstraße mit dem ersten Liner. „Der Einbau erfolgte von einer Baugrube aus in Richtung der Admiralstraße“, so Bonnemann. Von einer zweiten Baugrube aus, die sich im Kreuzungsbereich mit der Brandstraße befand, fuhr man dann in entgegengesetzter Richtung bis zum Linerende an der Admiralstraße die ersten GFK-Rohre in den Sammler ein. „Hierfür mussten unsere Techniker vorher den hausintern entwickelten Fahrwagen an das hohe Gewicht der GFK-Rohre baulich anpassen“, erklärt Hasselmann die Verlegung. Von der gleichen Baugrube aus erfolgte dann im Anschluss der Einbau der weiteren GFK-Rohre in die andere Richtung bis zum Bereich der Buddestraße. Hier entstand anschließend die Baugrube drei, von der aus Aarsleff den zweiten Liner bis zur Eickedorfer Straße inversierte. Hasselmann: „Die GFK-Rohre variierten in der Länge zwischen ein und drei Metern und wogen dabei 0,8 bzw. knapp 2,5 Tonnen.“ Die Verlegung erfolgte ab Mitte August 2019 und sei zügig vorangegangen. Für den Lückenschluss zwischen den beiden letzten Rohren kam ein GFK-Passstück zum Einsatz, welches an beiden Enden an die verlegten Rohre anlaminiert wurde. Bei der abschließenden lagenweise Ringraumverfüllung verhinderten beim Einbau gesetzte Stahlstreben ein Aufschwimmen des Rohrstranges. „Die Vorarbeiten, wie das Verpressen vorhandener Undichtigkeiten, für den Einbau des zweiten Synthesefaserliners mit einer Länge von 144 m erfolgten dann ab Januar 2020“, so Bonnemann. Dieser Liner sei aufgrund seiner Länge noch einmal schwerer gewesen als der erste. Beide Synthesefaserliner hätten jeweils einen Ersatzumfang von DN 2165 gehabt, bei einer Einbauwandstärke von rund 50 mm. Für die Verbindungen der ausgehärteten Synthesefaserliner mit den GFK-Rohren wurden zunächst die Übergänge mit einem Mörtel angeglichen und dann laminiert.

Logistik ist nicht zu unterschätzen

Bei diesen Dimensionen war allein schon der Transport eine logistische Herausforderung: Die Fertigung der Synthesefaserliner erfolgte bei Aarsleff in Dänemark. Von hier führte der erste Schwertransport zunächst ins Werk nach Geschwenda in Thüringen. Dort sei der Liner termingerecht mit Harz getränkt worden, führt Bonnemann weiter aus. Nach seiner Tränkung war der Liner zu kühlen, damit er nicht vorzeitig aushärtete. „Der getränkte Liner wurde daher auf dem Schwertransporter in Eis eingepackt, was wiederum das Transportgewicht noch einmal erhöhte. Wegen der sehr großen Breite des Liners war hier jedoch nur eine relativ dünne Eisschicht möglich“, erläutert Bonnemann eine weitere Besonderheit dieses Projekts. Daher sei das Risiko einer zeitlichen Verzögerung, beispielsweise wenn der Schwertransport an einer Stelle hätte nicht weiterfahren dürfen, relativ hoch gewesen. Gerade beim Einbau des ersten Liners im Hochsommer hätte dies dazu führen können, dass der Schlauch bereits während des Transportes beginnt auszuhärten. So seien die logistischen Planungen im Hintergrund neben dem fachgerechten Einbau in den Sammler äußerst wichtig für das Gelingen der Sanierungsmaßnahme gewesen. Darüber hinaus betonen Bonnemann und Hasselmann gemeinsam, die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber. Blanke bestätigt dies: „Die Firma Aarsleff ist wirklich sehr erfahren bei der Abwicklung solcher Großprojekte.“ Alles habe reibungslos funktioniert und selbst auftretende Probleme seien schnell und kompetent gelöst worden, sodass die Baustelle termingerecht im März 2020 erfolgreich nach nur einem Jahr abgeschlossen werden konnte.