04 Mai 2023
Sanierung auf Abruf
Sanierung auf Abruf
Regensburg schließt Rahmenvertrag mit Geiger Kanaltechnik bis 2024
Über das ganze Stadtgebiet verteilt ist die Regensburger Kanalisation sanierungsbedürftig – ein Schadensbild, das viele Kommunen teilen. So treten innerhalb eines Straßenzuges manchmal nur wenige kleinere Schäden auf, an anderer Stelle sind gesamte Haltungen renovierungsbedürftig. Zur besseren (baubetrieblichen) Abwicklung der einzelnen Maßnahmen entschieden sich die Verantwortlichen des Tiefbauamtes für die Bündelung von Arbeiten zur unterirdischen Sanierung in einem Rahmenvertrag. Seit 2021 werden über diesen Vertrag Renovierungen bis 2024 nach und nach abgearbeitet. Den Auftrag für diese Arbeiten erhielt die Regenstaufer Niederlassung der Geiger Kanaltechnik GmbH & Co KG. Bei der Bauüberwachung wird das Tiefbauamt von S² BERATENDE INGENIEURE Stelzenberger, Scholz & Partner, Partnerschaftsgesellschaft mbB, Barbing, unterstützt.
Grabenlos oft alternativlos
Das Leistungspaket, mit dem die Geiger Kanaltechnik die Kanäle in Regensburg in den nächsten Jahren wieder instand setzen soll, umfasst Renovierungen mit GFK-Linern, Anschlusseinbindungen im begehbaren Bereich von Hand und in nichtbegehbaren Leitungen mit KATE-Roboter, Sanierungen von Hausanschlussleitungen und Straßensinkkastenleitungen mit 3D-Linern sowie händische Lineranbindungen und Schachtsanierungen. Mit seiner historischen Altstadt ist Regensburg prädestiniert für grabenlose Sanierungsverfahren. Eine Erneuerung der Kanalisation in offener Bauweise ist stellenweise aufgrund der engen Gassen oftmals nicht oder nur schwer möglich, wie Bauherrenvertreter Dipl.-Ing. (FH) Thomas Frimberger, Tiefbauamt Regensburg, erklärt: „Dazu kommt die unmittelbare Nähe von Regensburg zur Donau und damit einhergehenden unterschiedlichen Grundwasserständen. Auch tauchen bei offener Bauweise immer mal wieder archäologische Funde auf, die dann den Ablauf der Baustelle stark verzögern.“ Daher versuche man sofern aufgrund der Schäden und der Hydraulik möglich – auch mit Blick auf die Kosten – grabenlos zu sanieren.
Clever gebündelt
Saniert werden mit dem Rahmenvertrag rund sechs Kilometer Hauptkanäle (DN 200 bis DN 800 bzw. DN 700/1050) mit GFK-Linern. Zusätzliche 800 Meter Hausanschluss- und Sinkkastenleitungen erhalten dagegen einen Synthesefaserliner mit Warmwasserhärtung (DN 100 bis DN 200). „Der Vorteil der Glasfaserliner liegt in der geringen Wandstärke und in der schnelleren Härtung durch die UV-Lichterkette. Für die Hausanschluss- und die Sinkkastenleitungen verwenden wir wegen der vielen Bögen Synthesefaserliner mit Warmwasserhärtung“, wie M. Eng. Patrick Ebensberger, zuständiger Bauleiter von Geiger Kanaltechnik erklärt. Dabei saniere man die Hausanschlussleitungen bis zu den privaten Kontrollschächten der Grundstückseigentümer, wie es die Satzung in Regensburg vorgibt. Zu den Linersanierungen gesellen sich dann noch ungefähr 600 Anschlusseinbindungen, die händisch oder mit dem Roboter von der Regenstaufer Geiger-Niederlassung in Summe bis Ende 2024 repariert werden sollen. Dabei sind alle Arbeiten auf vier Einzelabrufe innerhalb des Rahmenvertrages verteilt, der in dieser Form auch ein Novum für Schlauchlinersanierungen in Regensburg ist. Frimberger: „Bislang haben wir nur Rahmenverträge für die Inspektion oder Reinigung von Kanälen vergeben. Für den Bereich Sanierung ist dies der erste. Der Vorteil eines Rahmenvertrages liegt eindeutig in der Reduzierung des Verwaltungsaufwandes und damit auch der Kosten. Hätten wir jede Maßnahme einzeln ausgeschrieben, hätte das zum einen mehr Personalressourcen gebunden und zum anderen wäre es wahrscheinlich schwieriger geworden, ein passendes ausführendes Unternehmen zu finden. Wer schickt schon gerne eine ganze Kolonne, wenn beispielsweise nur drei Anschlusseinbindungen in einem Straßenzug saniert werden müssen? Das steht auch für die Unternehmen in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis.“ Mit der Bündelung der Arbeiten, die sich über das gesamte Stadtgebiet von Regensburg erstrecken, können mit einer Kolonne dann mehrere Straßenzüge direkt nacheinander abgearbeitet werden.
Nah dabei und lösungsorientiert
„Die Liste mit den Schäden wurde auf Grundlage von Kamerabefahrungen durch den Kanalunterhalt des Tiefbauamtes zusammengestellt und an die Kollegen aus der Kanalplanung weitergegeben“, so Frimberger weiter. Hier wurde anhand der Schadensbilder festgelegt, welches Sanierungsverfahren zum Einsatz kommen soll. Es folgte eine erste Kostenabschätzung, sodass die notwendigen Haushaltsmittel beantragt werden konnten. Nach der Freigabe erfolgte die Ausschreibung. Dabei habe man, so Frimberger, ein ausführendes Unternehmen gesucht, welches die Arbeiten komplett aus einer Hand ohne Subunternehmer anbieten konnte. „Es gibt nur wenige Firmen auf dem deutschen Markt, die neben dem Schlauchlining, gleichzeitig auch Robotertechnik und Großprofilsanierung beherrschen und neben der fachlichen Expertise auch über die notwendigen technischen Anlagen verfügen.“ Dass Geiger Kanaltechnik die Ausschreibung für sich entscheiden konnte, brachte noch einen weiteren großen Vorteil mit sich. „Unsere Niederlassung liegt nur rund 10 km von Regensburg entfernt. Durch diese räumliche Nähe sind wird zusätzlich in der Lage, auch bei unvorhersehbaren Fällen schnell vor Ort sein zu können“, so Niederlassungsleiter Mario Bösl. „Das betrifft auch alle Abstimmungsprozesse“, ergänzt Ebensberger. Und weiter: „In dem Fall, dass ein angedachtes Sanierungsverfahren sich aufgrund von unvorhersehbaren Randbedingungen technisch vor Ort nicht so umsetzen lässt, können wir uns schnell an einen Tisch zusammensetzen und gemeinsam mit dem Tiefbauamt und S2 einen Alternativvorschlag erarbeiten.“ Bei anderen Maßnahmen sei man in solchen Fällen oft auf Telefon oder E-Mail angewiesen.
Gut geplant, ist halb saniert
Damit alles reibungslos bei der Umsetzung der einzelnen Abrufe funktioniert, greift das Tiefbauamt auf die Unterstützung von S² BERATENDE INGENIEURE zurück. M. Eng Andreas Schmid ist hier zuständig für die Bauüberwachung und Baustellenkoordination: „Wir klären in Absprache mit dem Tiefbauamt und Geiger Kanaltechnik den zeitlichen Ablauf der Sanierungen und koordinieren diese mit anderen Baumaßnahmen innerhalb der Stadt. Gleichzeitig sind wir dafür zuständig, dass die notwendigen Stand- und Lagerflächen zur Sanierungsdurchführung abgesperrt sind und genutzt werden können.“ Darüber hinaus umfassen die Koordinierungsaufgaben auch die Abstimmung notwendiger Vorarbeiten. Schmid: „Gerade bei den größeren Durchmessern mit Eiprofil ist es teilweise notwendig, den Schachtkonus zu entfernen, um den Liner in die Haltung einbringen zu können. Diese Arbeiten werden von Tiefbauunternehmen ausgeführt und müssen natürlich vor der Sanierung abgeschlossen sein.“ Nach der Sanierung sei es dann wichtig, dass der Rückbau zeitnah erfolgt und der Bereich für den Verkehr schnell wieder freigegeben werden kann.
Schneller als gedacht
Mit Geiger Kanaltechnik – so sind sich die Projektverantwortlichen von Tiefbauamt und S2 einig – habe man einen schlagkräftigen Partner für die Umsetzung der Sanierungsaufgaben gefunden. „Wir haben nun gut die Hälfte der Sanierungen abgeschlossen und bislang funktionieren die Abwicklung und die technische Umsetzung reibungslos“, so Schmid. Und Frimberger ergänzt: „Wir liegen sogar etwas vor unserem eigentlichen Zeitplan und der dritte Abruf, der erst für 2023 geplant war, konnte schon Ende 2022 vorbereitet werden und erfolgen. Und aufgrund der bislang gemachten guten Erfahrungen, ist eine Wiederholung der öffentlichen Ausschreibung eines solchen Rahmenvertrages durchaus denkbar.“