Ein unverwechselbares Format

Rohrleitungsbauverband

Ein unverwechselbares Format

23. Mai 2023

Ein unverwechselbares Format

Die 6. Kölner Netzmeistertage

Obwohl es sich noch um ein relativ junges Veranstaltungsformat handelt, sind die Kölner Netzmeistertage bereits zu einer festen Institution in der Jahresplanung vieler Netzmeister aus den Bereichen Gas, Wasser und Fernwärme geworden. Kein Wunder, denn die jährlich stattfindende Veranstaltung bietet eine perfekt dosierte und hoch interessante Mischung aus praxisrelevanten Brancheninformationen und vielen für den Leitungsbau wichtigen Innovations- und Transformationsentwicklungen. So auch dieses Mal im Rahmen der 6. Auflage am 2. und 3. Mai 2023, zu der unter der Trägerschaft des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv), Köln, rund 120 Teilnehmer begrüßt werden konnten.

Längst schon hat es sich auch weit über die Grenzen der Rhein-Metropole herumgesprochen, dass das „Familientreffen“ der Netzmeister eine einzigartige Gelegenheit zum fachlichen Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten bietet. Und so hat die auf zwei Tage verteilte Kombination von aktuellen Fach- und Industrievorträgen und einer mit 20 ausstellenden Unternehmen komplett ausgebuchten, begleitenden Fachausstellung wieder Netzmeister aus dem ganzen Bundesgebiet – die weiteste Anreise hatte ein Teilnehmer aus Lindau – dazu motiviert, Anfang Mai nach Köln zu kommen.

Frei nach dem Motto „Never change a running system“ erhielten die Teilnehmer zum Beginn der Veranstaltung unter der fachlichen Leitung von Dipl.-Ing. Helge Fuchs, Referent bei der rbv GmbH, und Dipl.-Ing. Lothar Schiffmann, langjähriger Vorsitzender des Prüfungsausschusses Netzmeister der IHK, einen informativen Überblick über alle Neuerungen des Regelwerks des Gas- und Wasserfachs. Im Anschluss an diesen kompakten technischen Kick-off widmete sich rbv-Präsident Dr. Ralph Donath in seiner Keynote einem Thema, das wie fast kein Zweites derzeit Politik, Öffentlichkeit und nicht zuletzt den Leitungsbau umtreibt. In seinem Vortrag „Technologieoffene Energiewende – das Denken aller Möglichkeiten“ warf Donath einen kritischen Blick auf den seit April dieses Jahres vorliegenden novellierten Referentenentwurf des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und auf die Pläne der Bundesregierung für eine Umsetzung der Energie- und Wärmewende.

Elektronen und Moleküle gleichermaßen benötigt

„Die Energiewende in Richtung Klimaneutralität muss unter Berücksichtigung aller relevanten energie- und volkswirtschaftlichen Optionen erfolgen“, so Donaths Kritik an dem aktuellen Strategiepapier der Bundesregierung, das auch in überarbeiteter Form nicht durch ein höchstmögliches Maß an Technologieoffenheit geprägt sei. „Die Transformation unserer bundesdeutschen Gasnetze in ein Wasserstoffnetz ist das Rückgrat einer tatsächlich tragfähigen Strategie.“ Denn es sei, so Donath, unmöglich, das Stromnetz nun in kürzester Zeit so stark auszubauen, dass die Ziele der Energiewende komplett über dieses Netz erreicht werden könnten. „Die Sicherstellung einer aktuell durch die Gasnetze vorhandenen Grundlast von 250 Gigawatt kann nicht über ein Stromsystem mit einer Spitzenlast von 80 Gigawatt abgebildet werden. Dass die All-Electric-World weder technisch noch physikalisch möglich ist, muss jedem klar sein, der rechnen kann“, unterstrich Donath. Auch den Kritikern, die Wasserstoff immer noch als den Champagner der Energiewende bezeichnen, nahm der rbv-Präsident den Wind aus den Segeln. Unter Berücksichtigung aller global verfügbaren Importoptionen könne Wasserstoff zeitnah wirtschaftlich als ein entscheidender Energieträger der Zukunft zum Einsatz gebracht werden. Von politischer Seite seien zuallererst aber entscheidende Weichenstellungen vorzunehmen, um Investitionshemmnisse zu beseitigen und den Markthochlauf von Wasserstoff zu beschleunigen. „Hierfür müssen nun sowohl auf der Transport- als auch auf der Gasnetzverteilebene zunächst die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. In diesem Kontext bietet zum Beispiel die Kommunale Wärmeplanung eine Möglichkeit, gemeinsam kluge Lösungen auf Basis aller zur Verfügung stehenden Technologieoptionen zu entwickeln.“ Eine besondere Aufgabe, dies betonte Donath, bestehe dabei für den Leitungsbau darin, die Kapazitäten der Leitungen stabil und damit Zukunftsoptionen offenzuhalten.

Vielfältige Infos aus dem Herzen der Branche

In den weiteren Themen des ersten Veranstaltungstages ging es unter anderem um „Die Herausforderungen der Kunststoffrohrindustrie in der aktuellen Zeit“. „Unsere Branche ist derzeit sehr intensiv damit beschäftigt, generationengerechte Lösungsansätze für die großen Megatrends unserer Tage wie den Klimawandel, Ressourcenknappheit und die Digitalisierung zu entwickeln“, hob Markus Hartmann, Geschäftsführer Kunststoffrohrverband e. V. (KRV), Bonn, hervor. „Alles H2 Ready?”, war sodann eine Frage, die Dipl.-Ing. Torsten Lotze von der Avacon AG, Salzgitter, in Richtung der bundesdeutschen Gasnetze formulierte. Und um – dem Qualitätsanspruch des Veranstaltungsformats folgend – weitere wichtige Themen über die gesamte Bandbreite des Leitungsbaus abzudecken, ging es in den folgenden Vorträgen um die „W263 – Hygiene in der Wasserversorgung bis zur Übergabestelle an die Trinkwasserinstallation“ (Dipl.-Ing. MBA Manfred Hochbein, Gelsenwasser AG, Lüdinghausen) sowie um die „Auswirkungen einer verstärkten Fernwärme-Nachfrage“ (Dipl.-Ing. Andreas Steffens, RheinEnergie AG, Köln) und um „Neues Regelwerk für Arbeiten an Gasleitungen“ (Dipl.-Ing. Reinhard Wagner, INFIMS – Ingenieurbüro, Essen). Fachlich abgerundet wurde der erste Tag durch einen spannenden Einblick in die „Umsetzung von Pipelinegroßprojekten“, den Dipl.-Ing. Manfred Klingelhöfer von der PPS Pipeline Systems GmbH, Quakenbrück, den Teilnehmern gewährte. Dass die Organisatoren der Kölner Netzmeistertage bei der Zusammenstellung der einzelnen Vortragsthemen wieder einmal sehr konkret am Puls der Branche agiert haben, war den intensiven Diskussionsbeiträgen im Anschluss an die Vorträge zu entnehmen. „Viele Details und Beweggründe, die aktuell das Geschehen im Leitungsbau bestimmen, wurden kompakt vermittelt. Und gerade das tragfähige Zusammenspiel aller von unserer Branche repräsentierten Technologieoptionen für eine erfolgreiche Realisierung der Energiewende wurde höchst lebendig und sehr gut nachvollziehbar dargelegt“, lautete das Fazit eines anwesenden Netzmeisters. Mit einem solchen Feedback ist auch für Kurt Rhode, bei der Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) zuständig für die Aus- und Fortbildung der Netzmeister, ein Kernanliegen des Weiterbildungskonzepts wieder voll aufgegangen. „Wir haben die Kölner Netzmeistertage ins Leben gerufen, um den anwesenden Netzmeistern einen differenzierten Gesamteinblick in alle richtungsweisenden Hintergründe und Entwicklungen aus dem Herzen unserer Branche zu geben. Hier geht es nicht nur um eine Fort- und Weiterbildung im klassischen technischen Sinne, sondern vielmehr um einen konstruktiven Austausch über alle für den Alltag von Netzmeistern relevanten Themen“, so Rhode weiter. Um sodann die vielen interessanten Aspekte des ersten Vortragsblocks weiter zu diskutieren, bot der gemeinsame Netzwerk-Abend selbstverständlich den richtigen Rahmen und einen gelungenen Abschluss des ersten Informationstages.

Neue Systemlösungen im Fokus

Die mit 20 Ausstellern ausgebuchte begleitende Fachausstellung sowie die rund halbstündigen Industrievorträge und maßgeschneiderten Praxisvorführungen im Ausstellungsbereich bildeten wie gewohnt den Markenkern des zweiten Veranstaltungstages. Themenschwerpunkte waren hier „Neue Anforderungen an die Durchführung von Druckprüfungen an Wasserleitungen“ und die Bedeutung der „Umstellung auf eine Wasserstoffindustrie für Arbeitsschutzkonzepte“. Zudem erhielten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich über „Schlauchliner aus Carbonfaser zur Sanierung von Fernwärmeleitungen“ zu informieren und mehr über den „Speziellen Korrosionsschutz“ zu erfahren, den besondere Bauteile erfordern. Zum Abschluss der 6. Kölner Netzmeistertage erhielten die Teilnehmer ein „Insight“ in das Tätigkeitsspektrum des Kompetenzzentrums Kritische Infrastrukturen, Berlin, zum Thema „Schutz vor Leitungsschäden: Zusammenarbeit mit Kommunen“.

Komplexität vermitteln

Die hohe Komplexität des Leitungsbaus rund um die Themen Digitalisierung, Fachkräftemangel, Klimawandel, Ressourceneffizienz, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zeigt deutlich, dass die Branche eine Veranstaltung wie die Kölner Netzmeistertage dringend benötigt, damit die handelnden Akteure up to date bleiben bei allen Aspekten ihrs beruflichen Umfelds. Und letztendlich ist es diese besondere Kombination aus Networking, einem passgenauen Wissenstransfer und einem konstruktiven Meinungsaustausch, die das Veranstaltungsformat so unverwechselbar macht. Somit sind auch die 7. Kölner Netzmeistertage, die voraussichtlich am 7. und 8. Mai 2024 stattfinden, ein Pflichttermin im Kalender der Branche.