Sichtbarkeit schafft Gestaltungsspielräume

Rohrleitungsbauverband

Sichtbarkeit schafft Gestaltungsspielräume

11. Mai 2024

Sichtbarkeit schafft Gestaltungsspielräume

Mitgliederversammlung des Rohrleitungsbauverbandes in Braunschweig

Je höher die Wellen in einer Branche schlagen, desto mehr Verantwortung lastet auf den Schultern eines Verbandes, der die Zukunft seiner Mitgliedsunternehmen weiterhin zum Positiven verändern möchte. Und dass sich der Leitungsbau dieser Tage in sehr herausfordernden Zeiten befindet, war auch auf der Mitgliederversammlung des Rohrleitungsbauverbandes e.V. (rbv) am 19. April 2024 in Braunschweig deutlich zu spüren. „Das Engagement unseres Verbandes und der gesamten Branche war in jüngster Vergangenheit deutlich davon geprägt, einer profunden politischen Unkenntnis einen sachverständigen Kontrapunkt entgegenzusetzen, damit es noch gelingen kann, die Energie- und Wärmewende erfolgreich umzusetzen“, begrüßte rbv-Präsident Dr. Ralph Donath die 150 anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsunternehmen.

„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, mit denen der Leitungsbau aktuell im Zuge der Energie- und Wärmewende konfrontiert ist, zielte unser Wirken in den vergangenen Monaten darauf ab, gemeinsam mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V., Bonn, und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB), Berlin, zukunftsfähige und realitätskonforme Transformationspfade zu skizzieren, in deren Zentrum eine Nutzung von Wasserstoff als Energieträger und der Erhalt des Gasnetzes als einem wertvollen infrastrukturellen Asset standen“, leitete Donath in eines der wesentlichen Themenfelder der Arbeit des Verbandes ein. Darüber hinaus wurde in der Versammlung über weitere wichtige Entwicklungsprojekte informiert, die an den Grundsätzen von Nachhaltigkeit und Weitsicht ausgerichtet sind: ein „Sichtbarmachen“ des Leitungsbaus um Türen bei Entscheidern zu öffnen und Fachkräften den Weg in die Branche zu weisen, aber auch im Inneren der Organisation die Vorbereitung langfristiger Weichen, die Kontinuität und Handlungsfähigkeit adressieren.

Neue Kapitel geschrieben

Vor der Schippe sei es bekanntlich dunkel, was konsequenterweise leider zur Folge habe, dass die Arbeit des Leitungsbaus in der Öffentlichkeit zumeist weder gesehen, noch besonders honoriert werde. Deshalb liege eine der wichtigsten Aufgaben der Branche darin, mehr Sichtbarkeit für ihre hohe gesellschaftliche Relevanz und ihre besondere Leistungsfähigkeit zu generieren, umschrieb rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann ein Herzstück im Engagement des Verbandes. „Wir sind ein anerkannter Partner – in der Verbändelandschaft, aber mittlerweile genauso auf politischer Bühne. Wir sind als rbv zum Fernwärmegipfel der Bundesregierung eingeladen worden, weil man unsere hohe fachliche Expertise auch im politischen Rahmen schätzt und man dort weiß, dass die Energiewende nicht ohne den Leitungsbau umzusetzen ist.“ Hier sei man deshalb so gut positioniert, weil der rbv der Sichtbarkeit des Leitungsbaus im Jahr 2023 einige bedeutende Kapitel hinzugefügt habe. Und diese Sichtbarkeit und Wertschätzung wolle man zukünftig immer intensiver dafür einsetzen, um auf Basis des soliden technischen Sachverstandes der Branche wichtige Wenden und Zukunftsprojekte positiv zu beeinflussen und mitzugestalten. Dies geschehe mit dem Rückenwind von rund 600 Mitgliedsunternehmen, einem engagierten Ehrenamt, in einer Vielzahl von Arbeitsgremien und in enger Zusammenarbeit mit partnerschaftlich verbundenen Verbänden und Organisationen. Gerade das partnerschaftliche Miteinander mit der Bauindustrie sowie mit dem DVGW sei ein wertvolles Sprungbrett, die öffentliche Sichtbarkeit zu erhöhen. „All das multipliziert unsere Wirkung. Der rbv wird als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen“, so Hesselmanns Beobachtung.

 Gemeinsam an der Zukunft der Branche arbeiten

Ohne das massive Engagement des DVGW – und hier hob Hesselmann besonders das intensive Wirken des DVGW-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Gerald Linke sowie von Dr. Wolf Merkel, DVGW-Vorstand, Ressort Wasser, hervor – hätte sich die Sichtbarkeit für die Gasnetze und Trinkwasserleitungen hierzulande kaum jemals so stark erhöht. „Ohne Euer Zutun, lieber Gerald, hätte Gas als technologische Option sicherlich niemals in die nun gültige Fassung des Gebäudeenergiegesetzes Eingang gefunden. Und wir würden nicht in der Art und Weise über ein Wasserstoffkernnetz sprechen, wie wir es heute tun. All das gibt uns Hoffnung, dass wir das Thema Wasserstoff zukünftig auch für die Verteilnetze zum Fliegen bringen, damit dieser für unsere Mitgliedsunternehmen relevante Teil ihrer Arbeit immer noch eine Existenzberechtigung haben wird“, so Hesselmann. Ähnlich aktiv – erläuterte Hesselmann – sei man an der Seite des Energieeffizienzverbands für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW), Frankfurt am Main, um den Ausbau der Fernwärme und ihre Positionierung im Kontext der Kommunalen Wärmeplanung voranzutreiben.

Darüber hinaus läge noch in weiteren Tätigkeitsbereichen des Leitungsbaus eine Menge Arbeit vor Verband und Branche. Obwohl die DIN 18220 „Trench-, Fräs- und Pflugverfahren zur Legung von Leerrohrinfrastrukturen und Glasfaserkabeln für Telekommunikationsnetze“ im Sommer 2023 veröffentlicht worden sei, werde diese von der Telekommunikationsbranche noch nicht hinreichend angewendet. Gegen massive Widerstände der billigst bauenden Telekommunikationslobby habe man qualifizierte Verfahren für Trenching und Fräsen in Telekom-Netzen etabliert. Deshalb werde man weiterhin am Ball bleiben, damit dieser in enger Zusammenarbeit von rbv und der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V. (GLT), Berlin, erarbeitete Qualitätsstandard auch endlich am Markt ankomme.

Reichweite ist ein Schlüssel

Und um beim Thema zu bleiben: Sichtbarkeit ist selbstverständlich auch diejenige Währung, die massiv dazu beitragen wird, Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. „Aktuell haben immer mehr Unternehmen mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen, und die Lage wird sich in den nächsten Jahren noch massiv verschärfen“, verwies Hesselmann auf eine sehr ernste Problemlage der Branche. Vor diesem Hintergrund beschäftige sich der rbv seit rund zweieinhalb Jahren im Kontext seiner Zukunftsinitiative zur Fachkräftesicherung #pipeline31 mit digitalem Branding und tragfähigen Strategien zum Social Recruiting, um den Leitungsbau als Branche und als Arbeitgeber sichtbarer zu machen. „In Umsetzung dieser Logik haben wir Mitte 2023 unser bisher erfolgreichstes Projekt gestartet, den #pipeline31-TikTok-Kanal. Annähernd 100 Clips wurden mittlerweile veröffentlicht, über 10.000 Menschen haben unseren Kanal abonniert und rund sieben Millionen Mal wurden unsere Kurzfilme angesehen. Das sind fast 800.000 Views im Monat oder 26.000 Views jeden einzelnen Tag oder rund 3.200 Views während dieser Mitgliederversammlung“, berichtete Hesselmann nicht ohne Stolz von dieser umfassenden Erfolgsstory. Mit Blick auf alle Social-Media-Kanäle des Verbandes – hinzukommen noch LinkedIn, Instagram und YouTube – seien über acht Millionen Zugriffe zu verzeichnen, die den Menschen den Leitungsbau innerhalb weniger Monate näher gebracht haben. „Überrascht und freudig berührt waren wir davon, dass diese Leistung auch außerhalb unserer Branche gesehen wird. Medientreibende haben uns für den MediaV-Award nominiert, und den HR Energy Award haben wir dann im November gewonnen“, hob Hesselmann abschließend hervor. „Wir haben im vergangenen Jahr Türen hin zu Sichtbarkeit weit aufgestoßen und laden Sie dazu ein, daran zu partizipieren!“

 Zukunft regeln

Auch eine von langer Hand vorbereitete Personal- und Nachfolgeentscheidung wurde offiziell auf der Mitgliederversammlung in Braunschweig bekannt gegeben. Nachdem Dieter Hesselmann sich dazu entschlossen hat, zum Sommer 2025 die rbv-Hauptgeschäftsführung abzugeben und als „non-executive“ in die zweite Reihe zu treten, wird dann Dipl.-Ing. Martina Buschmann, Bereichsleitung PR und Verwaltung, die rbv-Hauptgeschäftsführung übernehmen. „Liebe Martina, wir sind sehr dankbar dafür, dass Du Dich dieser Verantwortung stellst. Wir schätzen Deinen analytischen Verstand und Deine präzise und umsichtige Art, die Dinge zu regeln“, begründete Donath diese Entscheidung. Und Hesselmann fügte hinzu: „Weil mir der Rohrleitungsbauverband in den letzten zwei Jahrzehnten stark ans Herz gewachsen ist, möchte ich die Hauptgeschäftsführung ordnungsgemäß übergeben und nach meinem Ausscheiden aus dieser Rolle den Verband noch eine Zeit lang mit betreuen und begleiten. Für den Verband und für Ihre Unternehmen stehen im Moment so gravierende Entscheidungen in Bezug auf eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende sowie auf eine zukunftsfähige Positionierung an, dass wir auch die Leitung des rbv schon frühzeitig auf ein langfristig tragfähiges Fundament stellen möchten. Aber dies kommt offiziell erst zum 1. Juni 2025 zum Tragen“, so Hesselmann.

 Unsichere Zeiten

Nach dem Bericht der Geschäftsführung standen die Berichte des Technischen Lenkungskreises und des Ausschusses für Personalentwicklung des rbv auf der Agenda der Mitgliederversammlung. „Die Energiewende und die kommunale Wärmeplanung gehören aktuell zu den dominierenden Themen, die die Arbeit aller im Leitungsbau tätigen Unternehmen massiv beeinflussen“, lautet auch das Fazit von Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schütte, Vorsitzender des Technischen Lenkungskreises im rbv. Da die Politik die Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung noch nicht zu Ende gedacht habe, führe dies bei einigen Versorgungsunternehmen zu erheblichen Rückgängen bei den Ausschreibungen. „Damit wir unser Personal halten können, benötigen wir jetzt die Unterstützung der Energieversorger in Form von Aufträgen“, hob Schütte nochmals eine eindringliche Forderung aus den Kreisen des Leitungsbaus hervor. Sodann kam Schütte auf ein Kernanliegen des Verbandes und seiner Technischen Gremien zu sprechen: Wie kann der Verband die technologischen und regulatorischen Rahmenbedingungen verbessern, die den Arbeitsalltag seiner Mitgliedsunternehmen betreffen? Und welche Prozesse gilt es zu optimieren, damit der Leitungsbau praxisorientiert und zukunftsfähig bleibt? Überall dort – so Schütte – wo technische Unzulänglichkeiten, regulatorische Schieflagen und politisch unklare Rahmenvorgaben erkannt würden, lege der Verband stets die Finger in die Wunde solch fehlgeleiteter Weichenstellungen. Hier seien es allem voran die technischen Gremien des Rohrleitungsbauverbandes, die sich in kontinuierlicher Interaktion mit allen wichtigen Playern des Leitungsbaus befänden, um Problemlagen zu erkennen und Lösungsansätze zu entwickeln. Damit dies auch zukünftig so bliebe, ermutigte er alle Mitglieder, sich in den Gremien des rbv zu engagieren und die Zukunft der Branche mitzugestalten.

Vorzeigelösungen für die Branche

Über einige Leuchtturm-Projekte aus den Reihen des rbv-Ausschusses für Personalentwicklung (AfP) berichtete in diesem Jahr ausnahmsweise die Hauptgeschäftsleitung, nachdem Dipl.-Ing. Armin Jordan im Oktober nicht mehr zur Wiederwahl als Vorsitzender des AfP angetreten war. Zu seinem Nachfolger wurde rbv-Vizepräsident Dipl.-Ing. Hartmut Wegener gewählt. Mit der Neuordnung der Bauberufe, die voraussichtlich nun doch erst zum 1. August 2026 in Kraft treten werde, präsentierte Hesselmann dem in Braunschweig anwesenden Auditorium ein kurzes Update zu einem wichtigen Image-Vorstoß der Branche. Dieser habe zum Ziel, die Attraktivität der Ausbildungsberufe im Tief- und Leitungsbau zu steigern. „Die Berufsbezeichnungen ´Leitungsbauer für Infrastrukturtechnik` und ´Kanalbauer für Infrastrukturtechnik` kommen nun aus administrativen und wirtschaftlichen Gründen, deren Ursachen vorrangig im Bundeswirtschaftsministerium liegen, ein bisschen später, aber umso schöner, wenn wir in gut zwei Jahren diese Hürde endlich genommen haben“, erläuterte Hesselmann. Ein weiteres großartiges Projekt, das sich kurz vor seinem offiziellen Launch befände, sei PAS, ein gemeinsam mit dem DVGW entwickeltes digitales Prüfausweissystem. „PAS bedeutet für unsere beiden Organisationen einen Meilenstein sowohl in der Zusammenarbeit als auch in der Genese eines neuen digitalen Prozesses.“ Mit der neuen digitalen Branchenlösung sei es bald möglich, alle persönlichen Qualifikationen eines Mitarbeiters in einer App zu erfassen. Dies sei ein gemeinsamer Service von DVGW und rbv für alle Teilnehmenden an entsprechenden Schulungsangeboten und ohne zusätzliche Kosten nutzbar. Und last but not least sei die „Anwendungsfachkraft Leitungsbau“ ein weiterer Vorstoß, der sich sehr gut entwickele. Nachdem das erste Modul „Gas/Wasser“ erfolgreich angeboten würde, werde nun gemeinsam mit dem AGFW ein weiteres Modul „Fernwärme“ konzipiert, um hier Quereinsteiger in die Branche ebenfalls effektiv „aufzuschlauen“ und ihnen effizient und praxistauglich theoretisches und methodisches Wissen mit an die Hand zu geben.

In den Ämtern bestätigt

Einen kurzen Einblick in den momentan schwelenden Tarif-Konflikt gab rbv-Ehrenpräsident Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang. Die Forderung der Gewerkschaft nach einer flächendeckenden Lohnerhöhung von 500,- Euro pro Monat für alle Mitarbeiter des Bauhauptgewerbes sei für die Arbeitgeberseite mit steigenden Lohnkosten verbunden, die – je nach Lohngruppe – zwischen 5,7 und 22,7 Prozent lägen. Dieses Taktieren vonseiten der Gewerkschaften lasse angesichts der schlechten Baukonjunktur und fehlender Haushaltsmittel für den Infrastrukturbereich jeden Realitätssinn vermissen. „All das macht die ohnehin schwierige wirtschaftliche Situation für Unternehmer am Industriestandort Deutschland derzeit nochmals prekärer“, so Langs kurze konjunkturelle Einschätzung, bevor er die turnusgemäß durchgeführten Wahlen des Präsidiums leitete. Im Zuge der Abstimmung per Akklamation wurden rbv-Präsident Dr. Ralph Donath, Eugen Engert GmbH Brunnenbau Rohrleitungsbau, Minden, und die beiden Vizepräsidenten Dipl.-Ing. Andreas Burger, SAX + KLEE GMBH, Mannheim, und Dipl.-Ing. Hartmut Wegener, Dahmen Rohrleitungsbau GmbH & Co. KG, Quakenbrück, von den 92 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedsunternehmen einstimmig und ohne Enthaltung in ihren Ämtern bestätigt. „Wir ergänzen uns phantastisch und haben ein hervorragendes Timing beim Zuwerfen der Bälle“, bedankte sich Donath auch im Namen seiner beiden Vize-Präsidenten für das Vertrauen der Mitgliederversammlung.

Neues Ehrenmitglied ernannt

Und noch eine weitere Entscheidung hatte die rbv-Mitgliederversammlung zu treffen: In Anerkennung seiner besonderen Dienste um den Rohrleitungsbauverband verlieh die Versammlung Dipl.-Ing. Hüseyin Özkan, ehemaliger Vorsitzender der Landesgruppe Nord, der im Herbst nicht mehr zur Wahl angetreten war, die rbv-Ehrenmitgliedschaft. „Hüseyin Özkan agierte mit Weitsicht und setzte sich für die Weiterentwicklung des Leitungsbaus ein. Er zeichnete sich stets durch ein außergewöhnliches Maß an Menschenzugewandtheit aus, wobei er die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen stets in den Vordergrund stellt, ohne das Wohl der Gemeinschaft aus dem Blick zu lassen“, verlas Donath die Laudatio und gratulierte Özkan herzlich.

Halt geben – Ankerpunkte setzen

„Wir kommen jetzt zu einem Höhepunkt des heutigen Vormittages“, so Donaths Ankündigung des Vortrags von DVGW-Vorstandsvorsitzendem Prof. Dr. Gerald Linke zum Thema „Ankerpunkte finden: Wo Unsicherheiten in der Energietransformation bestehen und was unumstößlich klar ist“. Bevor Linke der rbv-Mitgliederversammlung hoch interessante Fakten rund um das Thema Energietransformation präsentierte, bedankte auch er sich nochmals für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen: „Der heutige Vormittag hat deutlich gezeigt, wie viel Interaktion zwischen dem rbv und dem DVGW vorhanden ist. Das ist gut so und das soll auch in Zukunft so fortgesetzt werden“, unterstrich Linke.

Den Wirtschaftsstandort sichern

„Leitungsgebundene Infrastrukturen sind ein Symbol dafür, dass wir den Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten wollen“, betonte Linke. „Denn sie dienen dazu, Energie an die Industrie, das Gewerbe und die Haushalte zu bringen.“ Wer sich dieser Aufgabe nicht verpflichtet fühle, der zweifele im Grundsatz an der Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Und wenn sich eine Bundesregierung nicht ernsthaft um die vorhandenen Assets kümmere, sei dies die tiefste Versündigung, die sie begehen könnte. Deshalb sei es unter keinen Umständen akzeptabel, wenn sich Politik keine konkreten Gedanken über erneuerbare Energien und das Erreichen der Klimaziele mache und eine realitätskonforme Roadmap tatkräftig umsetze. „Das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Ohne die Gasverteilnetze gehen in Deutschland die Lichter aus“, verwies der DVGW-Vorstandsvorsitzende auf diese Netze als eine Basis der Energiewende.

Schon viel erreicht

Mit Blick auf eine Anpassung der jeweiligen Ordnungsrahmen – und diese seien die wesentliche Handlungsgrundlage für alle Akteure des Marktes – habe die Branche in den vergangenen Monaten viel erreicht. „Mit der Anpassung des Gebäudeenergiegesetzes und der Berücksichtigung der Gebietsnetztransformationspläne im Zuge der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes konnten wir bereits bedeutende Erfolge erzielen“, berichtete Linke. Dies aber sei erst der Anfang eines Prozesses, der darauf abziele, an der Seite des Wasserstoffkernnetzes nun auch über die Verteilnetze Wasserstoff in die Fläche zu bringen. „Für den DVGW war das Jahr 2023 das Jahr des Wasserstoffes.“ Nun sei es für das Jahr 2024 entscheidend zu bewerten, welche Konsequenzen die Veränderungen des Ordnungsrahmens für das operative Geschäft haben würden.

Um seine Thesen zu bekräftigten, präsentierte Linke dem Auditorium aktuelle Studien, die sich mit Netzentwicklungskosten beschäftigen. „Was wird es uns kosten, wenn wir lediglich das Stromnetz weiter ausbauen, aber andere technologische Optionen, zum Beispiel Gase vernachlässigen“, lauteten Linkes Leitgedanken. Der Königsweg, so Linke, bestehe nicht in der Fokussierung auf einem einzelnen Energieträger oder Technikpfad. Vielmehr bestehe eine zukunftsfähige Lösung in einem sektorgekoppelten Weg, bei dem man alle Infrastrukturen in Summe nutze. Dies sei auch das Ergebnis einer McKinsey-Studie „Zukunftspfad Stromversorgung“, die ebenfalls auf eine Notwendigkeit des Gasausbaus (H2) hinweise: Eine Nutzung und Optimierung bestehender Infrastruktur, mit der alle disponiblen Kapazitäten genutzt werden, könne zu Kosteneinsparungen von rund 150 Mrd. Euro führen, laute ein Fazit der Studie.

Dass die Zukunft unseres Landes sehr wesentlich an ein sachverständiges Engagement des Leitungsbaus geknüpft ist, wurde nicht nur in den Ausführungen Linkes mehr als deutlich. Als Branche stehe man geschlossen zusammen, um sich den vielen Herausforderungen und Unsicherheiten dieser Tage zu stellen, betonte auch Donath nochmals und schloss die rbv-Mitgliederversammlung in Braunschweig mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024. Die nächste rbv-Jahrestagung, auf der das 75-jährige Bestehen des Verbandes gefeiert wird, findet am 8. und 9. Mai 2025 in Bonn statt.