10 Sep 2020
Ziele gemeinsam definieren und umsetzen
DVGW, rbv und Bauindustrie gründen Initiative „Zukunft Leitungsbau“
Aktuell gehört es zu den wichtigsten Aufgaben im Leitungsbau, Gas- und Wassernetze sowohl nachhaltig als auch strategisch ausgewogen zu managen, um ihre Funktionsfähigkeit generationsübergreifend sicherzustellen. Darüber hinaus gilt es Zukunftsthemen wie Europäisierung, Digitalisierung und Fachkräftegewinnung genauso sicher für die Bedürfnisse der Branche zu adaptieren wie die komplexen Anforderungen im Umfeld von Energiewende und Klimawandel. In der Erkenntnis, dass nur ein gutes Zusammenspiel aller beteiligten Partner im Bausektor dazu beitragen wird, diesen Herausforderungen angemessen zu begegnen, haben der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW), Bonn, der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv), Köln, sowie die Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB), Berlin, die Initiative „Zukunft Leitungsbau“ ins Leben gerufen. Erste Maßnahmen und gemeinsam erarbeitete Anregungen für ein Mehr an Partnerschaft und eine verbesserte Interaktion im Bausektor wurden in der Broschüre „Impulse für eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit“ und auf der Website www.zukunft-leitungsbau.de zusammengestellt.
Leistungsfähige Infrastrukturen für die Versorgung mit Energie und Trinkwasser sind für eine hochentwickelte Industrienation wie Deutschland unverzichtbar. Diese herausragende Bedeutung der Infrastruktur – im Normalbetrieb und in der Krise – korrespondiert mit dem hohen Aufwand, der für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Netze erforderlich ist. Dabei ist das den Menschen hierzulande so selbstverständliche Höchstmaß an Versorgungssicherheit nicht zuletzt das Ergebnis einer seit Jahrzehnten erfolgreich praktizierten Zusammenarbeit zwischen den im DVGW organisierten Gasnetzbetreibern und Wasserversorgungsunternehmen mit den im rbv zusammengeschlossenen Leitungsbauunternehmen. Diese bewährte Kooperation wurde mit der Initiative „Zukunft Leitungsbau“ aktuell in Richtung einer gleichwertigen Partnerschaft auf Augenhöhe neu definiert. „Die von rbv und DVGW gemeinsam angestoßene Initiative ‚Zukunft Leitungsbau‘ ist ein historischer Meilenstein unserer Branche. In dieser Initiative haben wir im Schulterschluss mit dem DVGW hervorragend zusammengearbeitet und das gemeinsame Ziel im Sinne eines partnerschaftlichen Miteinanders erfolgreich umgesetzt“, lobt rbv-Präsident Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang das neue Zukunftsmodell. „Wir haben diesen Prozess zusammen in der Erkenntnis begonnen, dass wir nur gemeinschaftlich die komplexen Herausforderungen der Branche meistern können, die sich aus den aktuellen Anforderungen an eine nachhaltige Versorgungssicherheit oder an einen klimaneutralen Umbau des Energiesystems ergeben“, so Lang weiter.
Schwachstellen benennen – Lösungen erarbeiten
Ganz konkret beinhaltet diese Zukunftsinitiative des Leitungsbaus, dass Auftraggeber und Auftragnehmer die für sie wichtigsten Pain-Points der Branche gemeinschaftlich aufschlüsseln, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und weiterführende Lösungsansätze zu erarbeiten. „Auftraggeber und Auftragnehmer wünschen sich eine konstruktive Zusammenarbeit, nicht zuletzt auch, um Prozesse zu optimieren und somit knappe Kapazitäten optimal wertschöpfend einsetzen zu können“, so Dipl.-Ing. Andreas Burger, Vorsitzender der Bundesfachabteilung Leitungsbau im HDB. „So könnten zum Beispiel innovative Partnerschaftsmodelle, die darauf ausgelegt sind, Planung und Bau noch besser miteinander zu verzahnen, dazu beitragen, bauausführendes Know-how bereits in den Planungsprozess miteinzubringen, um Baumaßnahmen zu beschleunigen”, so ein Vorschlag Burgers für eine Verbesserung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Solche und weitere Empfehlungen werden in einem gemeinsamen Projektkreis auf Grundlage der beiderseitig vorhandenen Erfahrungen sowie unter Berücksichtigung gegenwärtiger und zukünftiger technischer, administrativer und ökonomischer Rahmenbedingungen erarbeitet. Übergeordnetes Ziel des konstruktiven Projektansatzes ist es, die wertvollen infrastrukturellen Assets hierzulande auf qualitativ höchstem Niveau zu erhalten, auszubauen und strategisch zu managen, Qualität auf Basis bewährter Qualifizierungssysteme zu befördern und Bürokratie abzubauen. „Die Initiative ‚Zukunft Leitungsbau‘ analysiert die Prozesse der Zusammenarbeit bei Leitungsbauvorhaben und wird der Branche Verbesserungsvorschläge unterbreiten“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Dabei dienen uns die erarbeiteten Impulse als Handlungsleitfaden. Die identifizierten Maßnahmen sollen jeweils in die laufende Verbändearbeit aufgenommen und institutionalisiert werden, sodass ein kontinuierlicher Umsetzungsprozess in enger Abstimmung erfolgt. Im nächsten Schritt wollen wir auf weitere mögliche Partner zugehen“, so Linke weiter.
Konstruktives Agenda-Setting
Herzstück der Initiative sind aktuell sieben an technischen und qualitativen Anforderungen sowie an ökonomischen Aspekten orientierte Impulse und erste Maßnahmen. Methodisch wurden dabei von den Beteiligten jeweils auf Basis des Ist-Zustandes für ausgewählte Teilbereiche des Leitungsbaus Zielsetzungen formuliert, die einer Optimierung der Ausgangssituation dienen. In der Folge wurden erste konkrete Handlungsmaßnahmen definiert. Während unter dem Oberbegriff Technik die Eckpunkte „Anlagenwert erhalten“, „Vorhandene Infrastruktur schützen“ und „Regelwerk anwenden“ als vordringlich identifiziert wurden, wurden für einen qualitätsfokussierten Leitungsbau die Teilaspekte „Innovative Partnerschaftsmodelle aufsetzen“, „Image Versorger und Bau verbessern: ZUKUNFTSBILDER“ sowie „Bürokratie abbauen“ als zentrale Handlungsfelder umschrieben. Und da mit einer Beschleunigung behördlicher Genehmigungsprozesse Zeit- und Kosteneinsparungen verbunden sind, wurde der Agenda unter dem Oberbegriff „Ordnungsrahmen optimieren“ ein für Auftraggeber wie Auftragnehmer gleichermaßen relevanter ökonomischer Aspekt hinzugefügt. Dabei sind essentielle Elemente des Bauplans daraufhin ausgerichtet, Kommunikation zu verbessern und Transparenz herzustellen. Es geht darum, – wo immer nötig – Weiterbildungsformate anzubieten oder Exzellenz zu adressieren und Best-Practice-Beispiele zu sammeln. Weitere Zielsetzungen bestehen darin, das Regelwerk und bewährte Qualifizierungssysteme noch besser anzuwenden, administrative Prozesse flächendeckend zu verschlanken sowie das Image der Branche zu verbessern und ihre Leistungsfähigkeit deutlicher in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Dabei folgt die Architektur der Zukunftsinitiative für den Erhalt und Ausbau der Versorgungsinfrastruktur den deutlichen Prämissen „Zusammenarbeit zählt“ und „Qualität ist alternativlos“. „Wir haben hier einen Prozess begonnen, den wir nun gemeinsam kontinuierlich weiterführen werden“, so rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann. „Dabei ist davon auszugehen, dass sich die im Rahmen der Initiative ‚Zukunft Leitungsbau‘ beschriebenen Handlungsempfehlungen nicht alle kurzfristig umsetzen lassen; daher ist die Anstrengung aller Projektbeteiligten notwendig, um Hand in Hand und auf Augenhöhe auf die angestrebten Ziele hinzuarbeiten, damit wir auch in Zukunft eine leistungsfähige leitungsgebundene Infrastruktur für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort Deutschland besitzen”, so Hesselmanns Wunsch und Anliegen für den Fortgang der Initiative „Zukunft Leitungsbau“.